Das Klima verändert den SchwarzwaldVon Störungsflächen profitieren?
Anders als die Bezeichnungen solcher Areale vermuten lassen, bieten sie ein bemerkenswertes Lebensraumpotential für naturschutzrelevante Artengruppen.
Für die Wissenschaft gilt es deshalb zu untersuchen, welche Auswirkungen die Störungsflächen auf die Biodiversität des Schwarzwaldes haben.
Im Wald tut sich wasWelche Auswirkungen haben Störungsflächen?
Welche Tier- und Pflanzenarten profitieren von toten Bäumen und lichten Wäldern, welche eher nicht. Das sind Fragen, denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nachgehen.
Die Biodiversität auf den Flächen zu untersuchen, ist oft ein komplexes Unterfangen. Verschiedenste Bereiche werden berücksichtigt, um ein gutes Bild von der Artenvielfalt in den ausgewählten Waldstücken zu bekommen. Das Team nimmt beispielsweise Bodenvegetation, Waldstrukturen, Fledermäuse, Brutvögel, Auerhuhnnachweise auf; Kamerafallen geben ihnen Auskunft über verschiedene Säugetiere wie Schalenwild oder kleine und große Beutegreifer. Ebenso werden Tagfalter, Totholzkäfer und andere Insekten untersucht.
Einige Methoden zeigen wir euch im Folgenden, kommt mit uns auf die spannende Fläche und vergesst nicht den Ton anzuschalten!
Projektmitarbeiterin Laura Harms erklärt, was genau untersucht wird.Eine Übersicht
Einmessen und Markieren der UntersuchungsflächeDer Standort ist wichtig
Der Mittelpunkt der Fläche dient auch als Vegetationspunkt. Die restlichen vier werden von der Mitte ausgehend mit einem Kompass im Uhrzeigersinn, im 90° Winkel eingemessen.
Die Punkte werden fest im Boden vermarkt und per GPS gespeichert. Hölzerne Pfähle erhöhen zusätzlich die Sichtbarkeit der Untersuchungsfläche.
Vegetationsaufnahmen und LichtmessungMehr Licht und Grün» Ton einschalten! «
Am Mittelpunkt der Vegetationspunkte misst das Team die Lichteinstrahlung, die durch die Baumkronen gefiltert auf den Waldboden trifft. Durch den Nadelverlust der Fichten auf den Störungsflächen ist die Baumkronendeckung gering, womit der Lichteinfall signifikant steigt.
So breiten sich Pflanzen aus, die an dunkleren Standorten nicht vorkommen. Dazu gehören zum Beispiel Himbeere und Drahtschmiele, und auch der Fingerhut profitiert von mehr Licht.
TagfalterWelche Falter kommen vor?
Neue Arten ziehen auf die Fläche BrutvögelWo sich Insekten gut entwickeln, folgen bald weitere Tiere wie zum Beispiel Vögel. So nimmt die Artenvielfalt auf den Flächen sichtbar zu.
Gibt es mehr Wildtiere auf den Untersuchungsflächen?KamerafallenWildtierkameras ermöglichen es Einblicke zu erhalten, welche größeren Säugetiere vom neuen Leben auf den "Störungsflächen" profitieren.
Der WaldnaturschutzWarum ist das Beobachten von Störungsflächen wichtig?Projektmitarbeiterin Laura Harms zu der Bedeutung des Projekts
In unserer Arbeit wollen wir herausfinden, ob und wie die vermehrt auftretenden Störungen in unseren Wäldern für die Biodiversitätsförderung im Wald genutzt werden können. Auf insgesamt 45 Flächen nehmen wir verschiedene Artengruppen sowie Strukturparameter auf. Was uns besonders interessiert, ist, welche Behandlung der Störflächen sich wie auf welche - besonders naturschutzrelevanten - Arten auswirkt. Soll man die Flächen lieber räumen oder sich selbst überlassen?
Ein Ziel des Projekts ist zudem, Ausweisungszeiträume für eine temporäre Stilllegung abzuleiten, da der Faktor Zeit für die Entwicklung von Strukturen – und daran gebundenen Arten – eine große Rolle spielt."
Weitere InformationenFVA-Projekte innerhalb des Notfallplans des Landes für den Wald
18 Forschungsprojekte an der FVA finden Antworten. Insgesamt 3,3 Mio. Euro investiert das Land über den "Notfallplan Wald" in praxisnahe, lösungsorientiere Projekte.
Von Trockenstress bei der Buche über Fernerkundung, Waldschäden, alternative Baumarten und Standortsinformationen bis hin zu gesellschaftlichem Engagement bei der Wiederbewaldung werden sieben Forschungsschwerpunkte behandelt.
Mehr Informationen zu diesem und weiteren Projekten auf unserer Webseite.
Finanziert durch Mittel des Notfallplans für den Wald in Baden-Württemberg
1. SCHADGESCHEHEN VERSTEHEN UND DOKUMENTIEREN
2. BIODIVERSITÄT AUF DEN SCHADFLÄCHEN ERHALTEN
3. BORKENKÄFER- UND RISIKOMANAGEMENT WEITERENTWICKELN
4. STANDORTE REGENERIEREN UND RESILIENZ VON WALDÖKOSYSTEMEN VERBESSERN
5. BAUMARTENEIGNUNG PRÜFEN UND KOMMUNIZIEREN
6. VERSUCHSANBAU KLIMAANPASSUNGSFÄHIGER ALTERNATIVBAUMARTEN
7. BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT FÖRDERN UND DIE WALDDEBATTE VERSACHLICHEN
Totholzinsekten
Kreuzfensterfalle
Kreuzfensterfallen dienen dem Fang von fliegenden Insekten, insbesondere Käfern. Die Farbstreifen auf der Falle simulieren dabei Rinde und verschiedene Blütenfarben. Die Tiere fliegen gegen die Innenwände und fallen dann in den Sammelbehälter. Dieser ist mit Fangflüssigkeit gefüllt, in dem die Tiere konserviert werden. Der Behälter muss regelmäßig geleert werden.
An der FVA werden die Insekten vorsortiert, von einem Experten werden die Totholzkäfer bestimmt und die restlichen Insekten werden genetisch untersucht.
Leimringbaum
Zusätzlich zur Kreuzfensterfalle gibt es den Leimringbaum. Das ist ein Totholzbaum, der für Totholzbewohner viele interessante Strukturen und Mikrohabitate bietet, wie zum Beispiel Höhlen oder Baumpilze. An diesem wird eine Folie mit Leim angebracht. Auf der Folie bleiben die Insekten kleben. Auch hier werden die Tiere an der FVA vorsortiert und später genau bestimmt.